Doch warum zahlen wir in Österreich oft mehr, welche Faktoren treiben die Preise wirklich in die Höhe und was können wir als Konsument*innen tun, damit unser Bankkonto nicht unnötig belastet wird?
Österreich-Aufschlag: Warum wir oft mehr zahlen als andere
Kennst du das Gefühl? Du siehst online ein Angebot für ein Streaming-Abo oder entdeckst im Supermarkt eine neue Sorte deines Lieblingsjoghurts und stellst später fest: In Deutschland oder einem anderen EU-Land kostet dasselbe Produkt deutlich weniger. Das ist der sogenannte „Österreich-Aufschlag“.

Der sogenannte "Österreich-Aufschlag" benachteiligt österreichische Konsument*innen seit Jahren. Dies bedeutet, dass idente Markenprodukte in Österreich deutlich teurer sind als in benachbarten Mitgliedstaaten, insbesondere Deutschland. Dieser Preisunterschied lässt sich nicht durch Qualitätsunterschiede oder Steuersätze erklären.
Der Begriff Österreich-Aufschlag bezeichnet den Preisunterschied, den Konsument*innen in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern zahlen. Besonders sichtbar wird das bei:
Lebensmitteln: Alles, was wir essen und trinken – von Brot und Milch über Käse und Obst bis hin zu Getränken oder Fertigprodukten. Studien der Arbeiterkammer zeigen, dass viele Marken-Lebensmittel in Österreich deutlich teurer sind als in Deutschland.
Alltagswaren: Produkte des täglichen Bedarfs, die nicht direkt zur Ernährung gehören – etwa Waschmittel, Putzmittel, Make-up-Artikel, Shampoo oder Zahnpasta. Sie ergänzen die Lebensmittel, weil sie genauso regelmäßig gekauft werden müssen und ebenfalls oft teurer sind.
Online-Angeboten und Software: Streaming-Abos, Software-Lizenzen oder Cloud-Dienste sind in Österreich nicht selten teurer, obwohl es sich um dieselbe digitale Leistung handelt.
Dienstleistungen: Auch bei Flugtickets, Hotelbuchungen oder Versandkosten fällt auf, dass österreichische Kund*innen häufig mehr bezahlen als Kund*innen in anderen EU-Ländern.
Warum gibt es den Österreich-Aufschlag?
Ein paar wesentliche Gründe:
Liefer- und Vertriebspraktiken: Anbieter*innen in Österreich haben oft höhere Kosten oder Beschränkungen – etwa durch territoriale Lieferbeschränkungen.
Marktgröße und Wettbewerb: Kleinere Märkte und geringerer Konkurrenzdruck führen oft zu höheren Preisen.
Steuern & Abgaben: Unterschiede in Steuersätzen und anderen gesetzlichen Vorgaben wirken sich auf die Endpreise aus.
Konsument*innenwahrnehmung und Zahlungsbereitschaft: Unternehmen kalkulieren ihre Preise auch danach, wie viel Kund*innen bereit sind zu zahlen. Wenn Konsument*innen den Eindruck haben, dass Produkte in Österreich besonders hochwertig oder sicher sind, akzeptieren viele höhere Preise. In Märkten, wo Menschen stärker auf den Preis achten, müssen Anbieter*innen günstiger sein, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Arbeiterkammer bestätigt Preisunterschiede
Die Arbeiterkammer hat in verschiedenen Preiserhebungen die Preisunterschiede zwischen Österreich und Deutschland dokumentiert:
Lebensmittel: Ein Warenkorb mit 70 identen Marken-Lebensmitteln war 2025 in Österreich um 24,3 % teurer als in Deutschland. Einzelne Produkte wie Cremissimo-Eis waren in Österreich um bis zu 107 % teurer als in Deutschland. Hier gehts zur Studie.
Drogeriewaren: Ein Warenkorb mit 91 identen Drogerieprodukten war 2024 in Österreich um 28 % teurer als in Deutschland. Einzelne Produkte wie Hansaplast Pflaster waren in Österreich um bis zu 126 % teurer als in Deutschland. Hier gehts zur Studie.
Diese Preisunterschiede bestehen trotz ähnlicher Kaufkraft und Marktbedingungen in beiden Ländern.
Was kannst du als Konsument*in tun?
Vergleiche Preise: Checke bewusst die Preise – online und im Supermarkt vor Ort. Nutze Preisvergleichsportale, Apps oder einfache Preislisten, um den besten Deal zu finden. Vergleiche Markenprodukte mit Eigenmarken, um oft Geld zu sparen.
Achte auf Herkunft und Qualität: Schau nicht nur auf den Preis, sondern prüfe, woher ein Produkt kommt und welche Qualität es hat. Kaufe regionale Lebensmittel oder nachhaltige Produkte, um lokale Betriebe zu unterstützen und lange Transportwege zu vermeiden.
Fordere Transparenz ein: Stelle Anbieter*innen aktiv Fragen – z. B. über Social Media oder Kund*innenfeedback – wie z. B. „Woher stammen die Zutaten?“ oder „Warum kostet dieses Produkt mehr als in anderen Ländern?“ So übst du Druck auf Unternehmen aus, klare Informationen zu liefern.
Kaufe bewusst ein: Plane Einkaufslisten, vermeide Impulskäufe und überlege genau, was du wirklich brauchst. Wähle Produkte von kleinen, lokalen Händler*innen mit fairen Preisen. So kannst du den Österreich-Aufschlag umgehen oder zumindest reduzieren.
Vernetze dich: Tausche dich mit Freund*innen, Familie oder Community-Gruppen aus. Teile Erfahrungen, hol dir Tipps und setze dich gemeinsam für faire Preise ein. Konsument*innen-Macht entsteht, wenn viele die gleichen Forderungen stellen.
Politische Diskussion um den Österreich-Aufschlag: Ein heißes Thema
Der Österreich-Aufschlag sorgt längst auch in der Politik für Diskussionen. Konsumentenschützer*innen und Interessenvertretungen fordern mehr Preistransparenz und faire Bedingungen, damit österreichische Kund*innen nicht benachteiligt werden. Auf EU-Ebene geht es dabei vor allem um die Frage, ob bestimmte Vertriebspraktiken verboten werden sollen, die Preisunterschiede zwischen Ländern überhaupt erst ermöglichen.
Die Meinungen gehen auseinander: Während Konsumentenschützer*innen rasche Maßnahmen wollen, warnen Vertreter*innen der Wirtschaft vor pauschalen Eingriffen. Klar ist aber: Das Thema bleibt politisch brisant und steht auf der Agenda – sowohl in Wien als auch in Brüssel.
Fazit
Der Österreich-Aufschlag zeigt, wie unterschiedlich Preise in Europa sein können – nicht nur wegen hoher Steuern oder Importkosten, sondern auch wegen struktureller und vertrieblicher Gegebenheiten. Prominente Stimmen aus der Politik fordern inzwischen, dass dieser Aufschlag abgeschafft wird, besonders bei Lebensmitteln.
Solange nicht alle Rahmenbedingungen geändert sind, bleibt aber wichtig: wir Konsument*innen haben Macht – durch kritisches Vergleichen, Transparenzforderungen und durch unser Einkaufsverhalten.

Katharina
Katharina schreibt für uns über die Themen Geld, Zukunft und Nachhaltigkeit. 😊
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