18. März 2024·in Hinter den Kulissen, Brandaktuell·8 Minuten Lesezeit

Mit Finance einen Einblick in die gesamte Bank bekommen [Interview]

Thomas Gößler nimmt uns in die Finanzplanung und das Controlling der bank99 mit! Über Forecasts, die Mittelfristplanung, die Auswirkungen der KIM-VO und vieles mehr. 😉 

Heute gibt es wieder einen Blick hinter die Kulissen der bank99. Dieses Mal ist uns Thomas Gößler, Leiter der Abteilung Planung und Controlling aus dem Finance-Bereich, Rede und Antwort gestanden. Du bekommst einen Einblick in die Arbeit des Bereichs Finance der bank99. Obendrauf gibt´s noch Karriere- und Finanztipps. 👌  

Wofür ist der Finance-Bereich der bank99 zuständig?  

Finance teilt sich in zwei Abteilungen auf. In der Abteilung Rechnungs- und Meldewesen liegt unter anderem das klassische Accounting, mit Auslagerungsunterstützung an die Grawe sowie das Meldewesen mit aufsichtsrechtlichen Themen. Hier werden nicht nur Jahres- und Monatsabschlüsse durchgeführt, sondern auch Meldungen wie der Erfolgsausweis oder ähnliches in enger Abstimmung mit anderen Bereichen abgesetzt.  

Die Abteilung Planung und Controlling unter meiner Leitung verantwortet die Gesamtbankplanung der Ertragsseite wie z.B. Zins- und Provisionsergebnis bis hin zur Kostenseite wie z.B. Personal- und Sachaufwendungen. Da ist es notwendig, eng mit anderen Bereichen zusammenzuarbeiten. Interessant für uns ist zum Beispiel, welche Aufwände bzw. Ausgaben die jeweiligen Bereiche planen. Alles, was mit Zinsen zu tun hat, wird mithilfe des Bereichs Treasury mit deren Markteinschätzungen zur Zinsentwicklung abgestimmt. Wir arbeiten auch mit dem Vertrieb in Hinblick auf das geplante Neuvolumen und die angestrebten Neukund*innen zusammen. All diese und noch viel mehr Informationen werden in einem Planungsmodell zusammengeführt. 💡  

Du hast gerade die Gesamtbankplanung erwähnt. Wie läuft die ab? 

Die Gesamtbankplanung, auch Forecast-2 genannt, sieht die Planung vom Sommer bis zum Jahresende vor. Im selben Planungszyklus erarbeiten wir auch ein Budget für das gesamte darauffolgende Jahr sowie für zusätzliche drei Jahre als Mittelfristplanung. Anfang des Jahres, im Februar und März, findet der Forecast-1 statt. Die ursprüngliche Budget-Planung für das restliche Jahr wird damit aktualisiert und ein Forecast bis zum Jahresende erstellt.  

Es gibt also zwei wichtige Termine: der Forecast-2 bzw. die Mittelfristplanung im Sommer mit Beschluss im Oktober und der Forecast-1 im Frühjahr. 📅  

Welche Themen liegen neben der Planung noch bei euch in der Abteilung? 

Das laufende Reporting. Angefangen mit dem Monatsbericht der Soll-Ist-Analyse gegenüber den zuvor erwähnten Planungen bzw. Forecasts, mit Fokus auf Ist-Daten und Abweichungen, bis zum Kostenstellenbericht, welcher ein Deep-Dive auf der Sachkostenseite je Bereich ist. Bei uns liegt auch das tägliche Reporting zur Volumina- und Stückzahlen-Entwicklung, wobei auch hier Zielabweichungen gemonitort werden. Bei uns im Team liegt ebenfalls das klassische Kostencontrolling, welches auch die Stückkostenrechnung beinhaltet. Dabei versuchen wir die gesamten Kosten der Bank auf unsere Produkte zuzuordnen, um so einen sauberen Preis für unsere Produkte festzusetzen. Damit wären wir auch beim Punkt „Pricing“ angekommen, welcher in einer Bank nicht nur klassische Sachkosten, sondern auch die Festlegung von Opportunitätskosten bzw. Risiko- und Eigenkapitalkosten vorsieht. Dies geschieht ebenfalls in enger Abstimmung mit dem jeweiligen Fachbereich. Zum Beispiel mit dem Bereich Treasury für die Alternativverzinsung des eingesetzten Kapitals oder bei der Preisfestsetzung für Kreditprodukte mit dem Bereich Risiko, um kalkulatorische Kosten für potenzielle Kredit-Ausfälle im Preis abzubilden. Die Berechnung der Deckungsbeiträge für einzelne Produkte liegt ebenfalls in meinem Team.

Mit welchen Programmen arbeitet ihr?  

Excel-Skills sind eindeutig von Vorteil! 🗃️ Generell wird hauptsächlich mit MS-Office-Programmen gearbeitet. Wir versuchen, weitestgehend alles zu automatisieren und zu optimieren. Das Monatsreporting wird zum Beispiel via PowerPoint gemacht, mit dahinterliegenden Excel-Dokumenten. Im Hintergrund verwenden wir auch andere Tools und Data-Warehouse-Abfragen, die von uns aber nicht direkt betreut werden.    

Welche externen Entwicklungen haben die größte Auswirkung auf eure Arbeit?   

Für uns als Gesamtbank auf alle Fälle die KIM-Verordnung.

Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-VO)

Die Eckpunkte: Eine zumindest 20-prozentige Eigenkapitalquote, eine maximale Kreditlaufzeit von 35 Jahren und eine Monatsrate, die maximal 40 Prozent des Haushaltseinkommens ausmachen darf.

Diese beeinflusst zwar meine Arbeit im Finanzcontrolling nicht, aber macht das Reporting guter Zahlen deutlich schwieriger. Der Effekt ist insbesondere in den Abschlusszahlen des Wohnbaukredits sichtbar.  

Auch die Inflation ist nach wie vor ein großes Thema. Bei Konsumfinanzierungen kann es wegen der Inflation und dem Zinsumfeld zu einer höheren Anzahl an Kredit-Ausfällen kommen. Manche Kund*innen können den Kredit nicht mehr finanzieren, weil sie das Geld für den täglichen Grundbedarf brauchen. Auch bei variablen Verzinsungen steigen die Ausfälle.  

Welche Berührungspunkte gibt es eigentlich zur Österreichischen Post AG, unserem Mutterkonzern? 

Auf alle Fälle bei der Einhaltung von Fristen, der rechtzeitigen Datenübermittlung in entsprechender Qualität und Inhalten zur Gesamtplanung sowie dem Reporting und Inter-Company-Abstimmungen.  

Es gibt eine Gesamtkonzernplanung der Post, wodurch wir an die entsprechenden Planungstermine gebunden sind. Zusätzlich schreibt auch die FMA (Finanzmarktaufsicht) Inhalte und Fristen der Planung vor, welche wir gemäß Unternehmensgesetzbuch (UGB) melden. Die FMA ist eine Behörde, die uns reguliert. Wir als Bank müssen uns nämlich an gewisse Vorgaben in Hinblick auf das Geschäft mit Kund*innen halten. Gleichzeitig müssen wir aber auf IFRS-Basis die Sicht des Konzerns berücksichtigen.

IFRS = Internationale Rechnungslegungsgrundsätze, die vom International Accounting Standards Board (IASB) herausgegeben werden. Sie sind ab 2005 von kapitalmarktorientierten Mutterunternehmen in der EU bei der Erstellung des Konzernabschlusses zu befolgen.

Das heißt, wir brauchen die IFRS-Daten für 2 verschiedene Zwecke: wir machen auf der einen Seite eine Planung auf Basis IFRS, um danach die Bank zu steuern und leiten diese Planung dann auf UGB über, damit wir die Daten an die OenB melden können. Auf der anderen Seite brauchen wir die IFRS-Daten für unseren Mutterkonzern, die Post.  🤯  

Was hat die bank99 mit der EZB zu tun?  

Bei der EZB (Europäische Zentralbank) ist das derzeit größte Thema der Leitzins beziehungsweise die Zinsgebung. Die EZB hat auch Anforderungen gegenüber der regionalen Aufsichts-Behörden, also an die FMA bzw. die Österreichische Nationalbank (OeNB). Sie kann innerhalb des Landes die Umsetzung bestimmter Richtlinien vorgeben, die die FMA bzw. OeNB exekutieren müssen.   

Welche Superpower hättest du gerne in deiner Abteilung?  

Die beste Superpower wäre, in die Zukunft zu sehen. Wahrsager-Fähigkeiten mit Blick auf die kommenden zwölf Monate wären wünschenswert.  👀  

Was ist dein wichtigster Karrieretipp?  

Ganz klar: Interesse haben sowie Motivation zur Weiterbildung. Life-Long-Learning ist aus meiner Sicht ein ganz wichtiges Thema. Es ist auch besonders wichtig, in Hinblick auf wirtschaftliche Entwicklungen stets am Ball zu bleiben. Controlling lebt nach wie vor von Excel und anderen Microsoft-Tools, daher sind diese Kenntnisse das A&O. Generell werden technische Kenntnisse immer relevanter im Finance Bereich. Grundkenntnisse für Datenbanken und -strukturen werden immer wichtiger. Außerdem ist es empfehlenswert, sich mit Zukunftsthemen - Stichwort KI oder Machine Learning - gut auseinanderzusetzen. 

Welche Finanztipps hast du aus privater Sicht?  

Ein ganz einfacher Tipp: Geld auf die Seite legen. Das, was sich ausgeht und längerfristig nicht unbedingt benötigt wird, kann auf ein Wertpapierportfolio gelegt werden.   

Wir stehen noch relativ am Anfang von 2024. Was ist dein Ausblick für die nächsten Monate?  

Es bleibt herausfordernd und wird nicht einfacher. Die Themen des vergangenen Jahres sind nach wie vor präsent. Zinsmeinungen zufolge werden die Zinsen bald sinken, das Zinsumfeld ist aber schwer einzuschätzen. Die Inflationsrate ist nach wie vor zu hoch.

Gibt es noch offene Themen oder einen abschließenden Satz?  

Hier ist einfach alles super spannend, insbesondere weil die bank99 noch relativ jung ist und noch vieles geschaffen werden muss. Im Finanzcontrolling wird viel vereint und es wird ein guter Einblick in detaillierte Themen geschaffen.  

👉 Finance gibt also einen guten Einblick in die gesamte bank99.    

Über Thomas Gößler – Abteilungsleiter Planung & Controlling 

Thomas ist seit dem Abschluss seines Studiums (Betriebswirtschaftslehre, sowie Wirtschaftspädagogik) seit rund 10 Jahren im Finance-Bereich österreichischer Banken tätig und verantwortet als Leiter der Abteilung Planung & Controlling gemeinsam mit seinem Team alle Themen rund um die Finanzplanung und -reporting der bank99.

Karl

Karl

Unser Autor Karl ist ein praktisch veranlagter Mensch und macht am liebsten immer alles selbst. 💪 Kein Wunder also, dass er neue Dinge einfach ausprobiert, anstatt sich zu lange mit der Theorie aufzuhalten.