Aktualisiert am 20. Februar 2025·5 Minuten Lesezeit

Euribor

Euribor steht für Euro Interbank Offered Rate und bezeichnet den durchschnittlichen Zinssatz, zu dem viele europäische Banken (die sogenannten Panel-Banken) einander Kredite in Euro gewähren.

Was bedeutet das? Der Euribor stellt den Zinssatz dar, zu dem europäische Banken bereit sind, sich gegenseitig Geld zu leihen. Der Zeitraum dafür beträgt bis zu 12 Monate.

Was ist der Euribor?

Der Euribor beeinflusst direkt die Kosten für variable Kredite, Sparzinsen und andere Finanzprodukte. Besonders für Kreditnehmer*innen, Investor*innen und Unternehmen ist es wichtig, die Entwicklung des Euribor zu verstehen. Doch was genau ist der Euribor, wie wird er berechnet und welche Auswirkungen hat er auf den Finanzmarkt?

Der Euribor wird täglich ermittelt - ausgenommen sind nur Wochenenden, der 1. Weihnachtsfeiertag am 25. Dezember und Neujahr.

Bedeutung und Herkunft des Begriffs

Der Begriff Euribor steht für "Euro Interbank Offered Rate" und bezeichnet den Zinssatz, zu dem sich europäische Banken untereinander kurzfristige Kredite gewähren. Er wurde 1999 eingeführt und ersetzt seither den zuvor verwendeten PIBOR (Paris Interbank Offered Rate) und andere nationale Interbankenzinssätze.

Warum wurde der Euribor eingeführt?

Mit der Einführung des Euro war es notwendig, einen einheitlichen Referenzzinssatz für den Bankenmarkt in der Eurozone zu etablieren. Der Euribor sorgt für Transparenz und Vergleichbarkeit der Zinssätze.

Unterschied zu anderen Referenzzinssätzen

  • Libor (London Interbank Offered Rate): Wird in London festgelegt und galt international als Standard, wurde jedoch 2021 abgeschafft.

  • Eonia (Euro Overnight Index Average): Wurde als täglicher Referenzzinssatz genutzt, jedoch 2019 durch den ÜSTR (Euro Short-Term Rate) ersetzt.

Wie wird der Euribor berechnet?

Wer legt den Euribor fest?

Der Euribor wird täglich von der European Money Markets Institute (EMMI) auf Basis der Zinssätze von 18 ausgewählten Banken festgelegt. Diese Banken geben an, zu welchen Konditionen sie bereit wären, sich gegenseitig Geld zu leihen. Die beteiligten Banken sind systemrelevante Finanzinstitute der Eurozone, die eine repräsentative Marktübersicht bieten.

Berechnungsmethode & Einflussfaktoren

Die Berechnung des Euribor erfolgt nach einem festgelegten Verfahren:

  • Datenübermittlung: Die teilnehmenden Banken melden täglich ihre Zinssätze für verschiedene Laufzeiten an die EMMI.

  • Datenbereinigung: Um Verzerrungen zu vermeiden, werden die höchsten und niedrigsten 15 % der gemeldeten Zinssätze entfernt.

  • Durchschnittsberechnung: Der verbleibende Mittelwert wird als endgültiger Euribor-Wert für den jeweiligen Tag festgelegt.

  • Veröffentlichung: Die aktuellen Euribor-Werte werden täglich um 11:00 Uhr MEZ veröffentlicht.

Einflussfaktoren auf den Euribor

Mehrere wirtschaftliche und finanzielle Faktoren beeinflussen den Euribor:

  • EZB-Leitzinsen: Eine Erhöhung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) führt oft zu einem Anstieg des Euribor.

  • Liquiditätslage am Markt: Eine hohe Verfügbarkeit von Liquidität senkt in der Regel den Euribor, während eine Knappheit den Zinssatz steigen lässt.

  • Inflationserwartungen: Steigende Inflationserwartungen können zu höheren Zinssätzen führen.

  • Konjunkturentwicklung: Ein starkes Wirtschaftswachstum kann einen Anstieg des Euribor begünstigen, da eine erhöhte Kreditnachfrage die Zinssätze beeinflusst.

  • Finanzmarktstabilität: Unsicherheiten oder Krisen können kurzfristige Zinsschwankungen hervorrufen.

Unterschiedliche Laufzeiten

Der Euribor wird für verschiedene Zeiträume berechnet, was unterschiedliche Zinsniveaus zur Folge hat:

  • 1 Woche: Kurzfristige Interbankenkredite

  • 1 Monat: Häufig für kurzfristige Finanzierungen verwendet

  • 3 Monate: Standardlaufzeit für viele Bankprodukte

  • 6 Monate: Wird oft für mittelfristige Finanzierungsstrategien herangezogen

  • 12 Monate: Langfristigere Finanzierungsreferenz für größere Kredite und Hypotheken

Aktuelle Euribor-Werte & historische Entwicklung

Überblick über die aktuellen Zinssätze

Der Euribor schwankt täglich und wird von makroökonomischen Faktoren wie Inflation, Leitzinsen der EZB und wirtschaftlichen Entwicklungen beeinflusst.

Entwicklung der letzten Jahre

In den letzten Jahren war der Euribor lange auf einem historisch niedrigen Niveau. Seit der Anhebung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank ist der Euribor jedoch gestiegen.

Faktoren, die den Euribor beeinflussen

EZB-Leitzinsen: Eine Anhebung des Leitzinses führt in der Regel zu einem Anstieg des Euribor.

  • Inflation: Eine hohe Inflation erhöht oft die Zinssätze.

  • Wirtschaftswachstum: Ein starkes Wachstum kann den Euribor steigen lassen.

Einfluss des Euribor auf Kredite & Hypotheken

Wie wirkt sich der Euribor auf variable Kreditzinsen aus?

Variable Kredite sind direkt an den Euribor gekoppelt. Steigt der Euribor, steigen auch die Zinsen für diese Kredite. Besonders Hypotheken und Unternehmenskredite werden oft auf Basis des Euribor berechnet. Banken addieren in der Regel eine Marge auf den aktuellen Euribor-Wert, um den finalen Kreditzins zu bestimmen. Das bedeutet, dass Kreditnehmer bei steigenden Euribor-Werten mit höheren monatlichen Belastungen rechnen müssen, während sie bei sinkendem Euribor profitieren können.

Vorteile & Nachteile von Euribor-basierten Krediten

Vorteile

  • Niedrigere Zinssätze bei fallendem Euribor

  • Möglichkeit zur Zinssenkung

  • Oft günstigere Zinsen im Vergleich zu Festzinsdarlehen

  • Flexible Anpassung an Marktveränderungen

Nachteile

  • Zinsschwankungen können die Kreditkosten erhöhen

  • Weniger Planungssicherheit als Festzinskredite

  • Finanzielle Unsicherheit für Haushalte und Unternehmen

  • Risiko stark steigender Raten in Hochzinsphasen

Vergleich: Euribor vs. Festzinsfinanzierung

  • Euribor-Kredite: Variabler Zinssatz mit Zinsanpassung

  • Festzinskredite: Konstanter Zinssatz für die gesamte Laufzeit

Unterschied zwischen Leitzins und Euribor

Der Leitzins wird von der Europäischen Zentralbank (EZB) festgelegt und gibt an, zu welchen Konditionen sich Banken Geld von der Zentralbank leihen können. Er dient als Steuerungsinstrument der Geldpolitik und beeinflusst die allgemeine Kreditvergabe, die Inflation sowie das Wirtschaftswachstum.

Der Euribor hingegen ist ein Marktzinssatz, der täglich auf Basis der Konditionen berechnet wird, zu denen sich Banken untereinander kurzfristig Geld leihen. Während der Leitzins eine direkte Vorgabe der Zentralbank ist, bildet der Euribor die aktuellen Marktbedingungen und das Vertrauen zwischen Banken in der Eurozone ab.

Hauptunterschiede:

  • Leitzins: Von der EZB gesteuert, beeinflusst Kreditkosten und Geldmenge.

  • Euribor: Marktbasierter Zinssatz, reflektiert die Liquiditätslage im Bankensystem.

  • Abhängigkeit: Der Euribor reagiert oft auf Veränderungen des Leitzinses, ist jedoch zusätzlich von Angebot und Nachfrage auf dem Interbankenmarkt abhängig.

Felix

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